In der Gläsernen Manufaktur werden – von der Straße aus einsehbar – Luxusautos zusammengebaut. Zu voller Geltung kommt die als Werbemaßnahme entwickelte Transparenz erst bei Dunkelheit, wenn das Gebäude hell erleuchtet zu einem einzigen riesigen Schaufenster wird. Das Modell übertrifft das im Jahr 2001 fertiggestellte Bauwerk in dieser Hinsicht sogar noch, denn es erlaubt den Blick durch viele Kunststoffglasschichten bis tief ins Innere, als hätte man eine Röntgenaufnahme vor sich. Wenige Hundert Meter von der VW-Manufaktur entfernt, im Deutschen Hygiene-Museum, steht ein weiteres Modell, dessen Innenleben ganz ähnlich von außen sichtbar ist: die Gläserne Frau (1935). Beide Modelle lassen mit ihrer durchsichtigen Außenhaut die Barriere zwischen innen und außen verschwinden und legen dem Betrachter das Verborgene offen. Während bei der Gläsernen Frau Organe, Nerven und der Blutkreislauf in verschiedenen Farben dargestellt sind, zeigt das Modell der Gläsernen Manufaktur bunte Autos und die zu ihrer Produktion nötigen Förderbänder, Maschinen und Materiallager: die Organe einer Fabrik. (Myriam Pflugmann) aus: Oliver Elser, Peter Cachola Schmal: Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie, Ausstellungskatalog DAM, Zürich 2012