Bei diesem Modell handelt es sich um ein Einsatzmodell, wie es in Architekturwettbewerben üblich ist. Diskutiert die Jury den Entwurf, kann es in ein Umgebungsmodell eingefügt werden. Sowohl das Modell der überarbeiteten Entwurfsfassung aus dem Jahr 1992, als auch das hier abgebildete Wettbewerbsmodell von 1988 sind allerdings in einer für solche Einsatzmodelle untypischen Weise aufgebaut. Beide greifen die im Umgebungsmodell vorhandene Mauer des alten jüdischen Friedhofs im eigentlichen Modell nochmals auf. Die vom Umgebungsmodell suggestiv gesetzte Grenze des Wettbewerbsgebiets interpretieren die Architekten um. in der Textfassung der Ausschreibung hingegen war der Umgang mit der denkmalgeschützten Friedhofsmauer den Teil-nehmern freigestellt. Sie beziehen ihren Entwurf in der zweiten Fassung sogar maßgeblich auf die Mauer. Die über elftausend Namensblöcke für die deportierten und ermordeten Frankfurter Juden sind durch schwarze Markierungen dargestellt. Die geschichtliche Bedeutung des Börneplatzes – einst Mittelpunkt des jüdischen Lebens in Frankfurt, dessen Zerstörung durch die Nationalsozialisten und der „Börneplatzkonflikt“ um den Umgang mit seiner Geschichte in den 1980er Jahren – wird durch verschiedene Bauteile des Entwurfs auch am Modell veranschaulicht: die Wiederverwendung von Spolien der Judengasse im zentralen Kubus, die Abbildung des Umrisses der 1938 zerstörten Synagoge auf dem Boden (im Modell nicht dargestellt) und die Namensblöcke an der umlaufenden Mauer. Konzeptionelle Strenge und Abstraktheit zeichnen das – verschollene – Wettbewerbsmodell aus. Das Modell von 1992 lässt bereits erkennen, dass die Umsetzung der Gedenkstätte in prägnanten Materialien den Entwurf der Architekten auszeichnet. Die Grundplatte, bei der es sich um die Arbeitsplatte handelt, auf der – nach Auskunft von Nikolaus Hirsch – das vorangegangene Wettbewerbsmodell entstanden ist, zeigt grobe Werkspuren von Schneidwerkzeugen, die beim Modellbau entstanden sind. Die Verwendung dieser zerfurchten Schneideplatte als „Objet trouvé“, nimmt den Bodenbelag aus grobem schwarzem Basaltschotter vorweg. (Petra Bausch) aus: Oliver Elser, Peter Cachola Schmal: Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie, Ausstellungskatalog DAM, Zürich 2012