Die beiden Modelle des Dreischeibenhauses zählen zu den wenigen Ausstellungsstücken, die keine Originalmodelle sind. Das Hochhaus des Thyssen-Konzerns wurde 1960 fertiggestellt, die Modelle entstanden gut zwanzig Jahre später.im Katalog zur DAM-Ausstellung Architektur des 20. Jahrhunderts (1989) wurden sie noch pauschal auf die Bauzeit des dargestellten Bauwerks datiert: 1957–60. Doch in einem Gesprächsprotokoll hielt der Gründungsdirektor des Deutschen Architekturmuseums, Heinrich Klotz, ein Treffen mit Helmut Hentrich vom 15.12.1981 fest. Bei diesem wurde beschlossen, von drei HPP-Bauten „Modelle anfertigen zulassen für das Architekturmuseum“. Umgesetzt wurde nur das Dreischeibenhaus. Der Grund für die nachlässige Datierung im Katalog könnte darin liegen, dass die Modelle ausschließlich als Stellvertreter des realisierten Bauwerks angesehen wurden und nicht als Objekte mit eigener Geschichte. Da sie das Hochhaus exakt darstellten und überdies von den Architekten selbst autorisiert wurden, erschien es vielleicht irrelevant, dass es sich um nachbauten handelte. ?Möglicherweise sah Klotz 1981 im Büro HPP noch ein ebenso prächtiges Modell des Dreischeibenhauses im Maßstab 1:100. Für das seinerzeit international beachtete Hochhaus wurden bis 1960 nachweislich wenigstens drei Gesamtmodelle (Modelle 3, 4, 5) unterschiedlicher Größe angefertigt. Ein Vergleich mit den erhaltenen Fotografien dieser frühen Modelle lässt es plausibel erscheinen, dass dasDAM-Modell (Modell 6) tatsächlich eine exakte Kopie der letzten, endgültigen Modellversion ist. Doch dies muss vorerst Spekulation bleiben, da von den Originalmodellen keines erhalten zu sein scheint. Daher ist das hier gezeigte Modell eventuell „der einzige Zeuge“ dieser Modelle. Bemerkenswert sind besonders Größe und Feinheit der Fassadengestaltung. Kunststoff war in den 1950er Jahren ein relativ neues Modellbaumaterial, das den im Fassadenbau gleichermaßen noch jungen Werkstoff Aluminium präzise nachzubilden in der Lage war. Ebenfalls neuartig ist die im Schnittmodell (Modell 7) vermittelte Raumstruktur des Gebäudes – der „Angriff auf die Box“. Anders als bei den sonst üblichen quaderförmigen Hochhaustürmen, die an Verpackungsboxen erinnern, sind die Büroflächen beim Dreischeibenhaus so um einen zentralen Kern aus Aufzügen und Treppen verschoben, dass die umliegenden Gebäudeteile und Gänge alle natürlich beleuchtet werden können. (Teresa Fankhänel) aus: Oliver Elser, Peter Cachola Schmal: Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie, Ausstellungskatalog DAM, Zürich 2012