Das riesige Wettbewerbsmodell zum Parc de la Villette in Paris zeigt gleichzeitig das strenge Konzept und die im klar abgesteckten Rahmen herrschende Lebendigkeit: Eine bisweilen sogar anarchistisch wirkende Miniaturwelt, in der sich der Blick verlieren kann wie auf einer Modelleisenbahnlandschaft. Der Entwurf sah vor, das Areal des geplanten Kultur- und Wissenschaftsparks – ein ehemaliges Schlachthofgelände in Paris – in eine Vielzahl farbiger Streifen zu unterteilen, in denen unterschiedliche Aktivitäten stattfinden können. Tennisplätze, geometrische Gärten, Spazierpfade sowie eine große Anzahl von Attraktionen wie eine begehbare Pyramide, ein runder Wald, eine Rakete und mehrere Darstellungen von Planeten sind über das Gelände verteilt. Pflanzen wurden lediglich als Kulissen der vorgeschlagenen Aktivitäten in den Park integriert. Die Natur ist hier gebändigt, wie es der Tradition französischer Landschaftsgärten entspricht. Trotz der Fülle bisweilen kurioser Einzelobjekte sollte das Modell keine bis ins Detail gehende Planung präsentieren. Ähnlich wie im Modell für Melun-Sénart bilden die farbigen Zonen nur den städtebaulichen Rahmen für eine weitere Bearbeitung durch andere Architekten. in seiner Verspieltheit kündigt das Modell eine mögliche Vielfalt von Akteuren an. Es entstand für die letzte Runde eines seiner-zeit vielbeachteten Wettbewerbs mit 472 Teilnehmern. Anhand ihres derart ausgearbeiteten Modells stellten OMA neben dem letztlich siegreichen Bernard Tschumi sowie sieben weiteren Preisträgern im Jahr 1983 ihr Projekt vor. Das Deutsche Architekturmuseum erwarb es im Jahr darauf von Rem Koolhaas gegen eine Restaurierungspauschale von 10 000 DM und zeigte es 1986 in der Ausstellung Vision der Moderne. nach mehreren Reisen und damit verbundenen Beschädigungen musste das Modell wiederum restauriert werden. Daher sind heute nicht mehr alle Teile im Original vorhanden. (Teresa Fankhänel) aus: Oliver Elser, Peter Cachola Schmal, Das Archiekturmodell – Werkezug, Fetisch, kleine Utopie, Ausstellungskatalog DAM, Zürich 2012