Die Piazza d’Italia ist eines der meistpublizierten Bauwerke der postmodernen Architektur. im Zentrum steht eine Brunnenanlage, die nach der Umrisslinie Italiens geformt und von Säulen umgeben ist. Der damals in Architektenkreisen heftig umstrittene Entwurf von Charles Moore sollte für die italienisch-stämmigen Einwohner des Stadtviertels einen Identifikationsort schaffen. Gebaut wurde nur die Brunnenkulisse, nicht aber das umgebende Einkaufszentrum, dessen Entwurf eher August Perez & Associates (APA) zuzuordnen ist. nach der Fertigstellung im Jahr 1978 verwahrloste die Anlage. in dem Film the Big Easy – Der große Leichtsinn (Regie: Jim McBride, 1987) ist die Piazza d’Italia der Fundort einer Leiche. Sogar das Modell zeigt Spuren von Vandalismus. neben dem Portal befindet sich ein kleiner Farbbeutelanschlag. nach Auskunft des Projektarchitekten Allen Eskew ist bei einer Besprechung lediglich aus Versehen ein Tinten klecks auf die Fassade gespritzt. Wie das Modell in den Besitz des Deutschen Architekturmuseums kam, schildert der Gründungsdirektor des Museums, Heinrich Klotz, in seinen Lebenserinnerungen. Kurz nach der Einweihung der Piazza d’Italia habe er die Architekten aufgesucht und erfahren, dass diese ihr Modell bereits in den Müllcontainer geworfen hätten. Er habe es bergen und nach Frankfurt bringen lassen. „Später, als die Piazza d’Italia berühmt geworden war, […] bot mir das Büro 40 000 Dollar für den Rückkauf. Ich habe natürlich abgelehnt.“ Was daran Fiktion ist, lässt sich nicht mehr nachweisen. Allen Eskew bestreitet, dass das Modell entsorgt werden sollte. interessant ist aber, dass Klotz die Anekdote von dem Modell auf dem Müll ein zweites Mal erzählt, mit dem Schauplatz Chicago und dem Müllbehälter vor dem Büro des gerade verstorbenen Mies van der Rohe. Doch da sei er zu spät gekommen, um noch etwas zu retten. Dies, so Klotz, habe ihn im Jahr 1969 davon überzeugt, eine Sammlung zu gründen, die Zeichnungen, Pläne und insbesondere Modelle umfassen solle, denn diese seien die beeindruckendsten Zeugnisse der Entwicklung eines Bauwerks. (Michael Weyck) aus: Oliver Elser, Peter Cachola Schmal, Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie, Ausstellungskatalog DAM, Zürich 2012