In der Modellanordnung Air Hab (hab = habitation) treffen zwei gegensätzliche Welten aufeinander: Technologischer Fortschritt zeigt sich in einer idyllischen Campingszenerie mit Picknick-Decke und kleinem Vögelchen. Ausgangspunkt des Mikrokosmos ist der t2, eine mobile Versorgungseinheit mit einer außen liegenden Küche und diversen technischen Apparaturen im Inneren. Der Entwurf Air Hab von 1966 umfasste außerdem eine aufblasbare Hülle, die wie ein entfaltbares Campingmobil dem modernen Nomaden eine zeitgemäße Unterkunft bieten sollte. Dies ist auf der eingeklebten Fotografie abgebildet. Auf der Pariser Biennale des Jeunes, einer Ausstellung von Entwürfen für das Wohnen der Zukunft, zeigten Archigram im Jahr 1967 zusammen mit dem Designer Barry Snowden die Wohnutopie Control and Choice. Vorgänger dieses Projekts waren auch die Klimakapsel Air Hab und damit eben jener t2. Nachdem das Gerüst von Control and Choice zerstört wurde, gaben Herron und Snowden dem t2 im Jahr 1982 mit dem Schaukasten eine neue Behausung und versahen ihn auf der Rückseite mit einer Widmung an den Gründungsdirektor des Deutschen Architekturmuseums, Heinrich Klotz. Ob Kunstgras und Picknick-Decke als ironische Brechung der ursprünglichen High- tech-Phantasien zu deuten sind? Architekturmodelle spielten für Archigram eine untergeordnete Rolle. Wichtigstes Sprachrohr der Architektengruppe war die gleichnamige, ab 1960 herausgegebene Zeitschrift. Modelle waren nur dann interessant, wenn sie prägnant fotografier- und damit reproduzierbar waren. Die Collage aus dem Jahr 1967 zeigt zwar Modellfotos, aber die Zeichnungen und Zeitschriftenausschnitte sind sehr viel aussagekräftiger als die unscharfen Modellaufnahmen. (Myriam Pflugmann) aus: Oliver Elser, Peter Cachola Schmal: Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie, Ausstellungskatalog DAM, Zürich 2012