Überraschend schwer liegt das kreisrunde, silbern schimmernde Objekt in der Hand. Es fehlt jeder Hinweis, dass es sich bei ihm um ein Architekturmodell handelt. Vergleicht man es jedoch mit dem ausgeführten Bauwerk, einer Produktionshalle für Sensoren, zeigt sich, dass die Realität hier geradezu überrealistisch abgebildet wird – genauer als das üblicherweise bei Modellen der Fall ist. Das auffälligste Merkmal auf der flachen Modellscheibe sind die unregelmäßigen Röhren und kleinen Kästchen, mit denen die Klimaanlagen und Luftfilter penibel dargestellt werden. Sie sind für das Funktionieren der Reinraumfabrik zwar notwendig, aber welcher Architekt wünscht solche Geräte auf seinen Bauten, geschweige denn in der Modelldarstellung? Die Architekten nehmen ein hintersinnig ironisches Verhältnis zu ihrem Werk ein: Das Fabrikgebäude ist ein Industriebau aus Standardteilen, er wird aber durch die metallisch schimmernde Fassade und die kreisrunde Form zu etwas Besonderem veredelt. Diese Strategie nehmen sie beim Modell auf. Es ist massiv, wertvoll und versilbert. Und nicht zuletzt wird die Form der dort produzierten Sensoren zitiert. Im Gegensatz zu dem Modellguss in der Sammlung des Deutschen Architekturmuseums wird das zweite noch bei den Architekten auf bewahrte Exemplar regelmäßig poliert. (Myriam Pflugmann) aus: Oliver Elser, Peter Schmal: Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie, Ausstellungskatalog DAM, Zürich 2012