Dauerausstellung: Von der Urhütte zum Wolkenkratzer
Abstract:
Die Vereinigten Staaten von Amerika hatten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer wirtschaftlichen Großmacht entwickelt. Industrie-, Handels- und Finanzmittelpunkt war New York. Um diesem Stellenwert als „die amerikanische Großstadt“ auch optisch Ausdruck zu verleihen, „gingen die New Yorker daran, ihre Stadt im Sinne einer glorreichen, bleibenden Verkörperung der Leistungen Amerikas im Zeitalter des Imperialismus umzugestalten. Die Öffentlichkeit forderte, von nun an habe jedes bedeutende architektonische Werk über den reinen Gebrauchswert hinauszugehen und ein Gefühl der öffentlichen Verantwortung und Verschönerung des öffentlichen Raumes zu vermitteln.“ (zitiert nach Stern, S. 20). Als ein besonders schönes Beispiel für diese Geisteshaltung gilt das zwischen 1928 und 1930 von William Van Alen errichtete Chrysler Building. Die seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts entwickelte Stahlskelettbauweise machte Gebäude von ungeahnten Höhen möglich, wie zum Beispiel den Eiffelturm in Paris oder die ersten Hochhäuser in Chicago. Der Wand kam keine tragende Funktion mehr zu, sondern sie diente nur noch als Verkleidung, d. h. dem Baukörper wurde eine bestimmte Ornamentform übergestülpt. Beim Chrysler Building hatte man sich des Art Déco bedient, einer Stilform, die ursprünglich aus Frankreich kam und bald zu einer internationalen Modeerscheinung in Design, Industrieausstattung und vor allem in der Architektur geworden war. Seinen Höhepunkt und weiteste Verbreitung fand dieser Stil in den Vereinigten Staaten. Das über Grand Central Station im Jahr 1958 errichtete Pan American Hochhaus (PanAm Building) war ebenfalls in Stahlskelettbauweise ausgeführt worden. Der Entwurf stammte von Walter Gropius und der Gruppe TAC (The Architects Collaborative). Gropius, der Gründer des Bauhauses in Weimar, war seit 1938 als Professor an der Harvard-Universität in Cambridge tätig. Charakteristisch für seine Architektur war neben der klassischen Strenge die hervorragende Proportionierung seiner Bauten. Der Baukörper des PanAm Building wird durch seine prismenförmige Gestalt „architektonisch gegliedert und erhält sogleich eine plastische Qualität. Da sich das Licht auf jeder der acht Fassaden des oktogonalen Grundrisses verschieden bricht, lassen die vertikalen Kanten des Prismas das Gebäude schlank erscheinen. Das Breitenmaß der Mitte des Turmbaus ist dadurch bedingt, daß sich die Aufzüge (insgesamt 64) im Zentrum befinden.“ (The Architects Collaborative, TAC, S. 158) Ein Ausschnitt aus dem Stadtkörper New Yorks mit dem Chrysler Building (rechts), dem PamAm Building (links) und der Grand Central Station (davor), dem größten Bahnhof New Yorks, den angrenzenden Hochbauten und den einschneidenden Straßenschluchten vermittelt einen Eindruck von der bedeutendsten Metropole der Gegenwart, der „Welthauptstadt“ New York. Das städtische Umfeld wird hier überwiegend von dem neuen, erst Ende des 19. Jahrhunderts erfundenen Bautypus, dem Hochhaus und Wolkenkratzer, bestimmt. aus: Christina Budde, Peter Cachola Schmal: Von der Urhütte zum Wolkenkratzer – Eine Geschichte der Architektur in 23 Modellen, Ausstellungskatalog DAM, Frankfurt am Main 2012