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Mit der industriellen Revolution entstanden bereits während des ausgehenden 18. Jahrhunderts in den neuen englischen Industriestädten wie Manchester, Liverpool und London die Elendsviertel des Industrieproletariats. Die Elendsviertel der neuen Industriestädte waren das Ergebnis rücksichtsloser Ausbeutung. Der Slum wurde zu einem Ort,der Krankheiten, des Hungers und der Menschenverachtung. Paul Gustave Doré (1832–1883), der bedeutendste französische Illustrator seiner Zeit, lebte von 1868 bis 1870 in England. Für eine Reportage von Blanchard Jerrolds „London, a Pilgrimage“ durchwanderte er London, um in Elendsquartieren, Armenhäusern, Nachtasylen, in Fabriken und Häfen die Lebensumstände des Proletariats zu beobachten und zeichnerisch zu dokumentieren. Seine Sicht auf die Schattenseiten des industriellen Kapitalismus bildet bis heute die geeignetste optische Ergänzung zu Friedrich Engels Werk „Lage der arbeitenden Klasse in England“ (1845). Darin schreibt dieser unter anderem über die in Lumpen gekleidete, in „Höhlen und Löchern“ wie „Tiere hinvegetierende“ arbeitende Klasse: „In den niedrigen Logierhäusern schlafen 10, 12, ja zuweilen 20 Personen von beiden Geschlechtern und jedem Alter in verschiedenen Abstufungen der Nacktheit auf dem Fußboden durcheinander. Diese Wohnstätten sind meist so schmutzig, feucht und verfallen, dass kein Mensch sein Pferd darin unterbringen möchte. […] Das Bett war eine Lage modrigen Strohs, mit einigen Lumpen vermengt. […] Fünf bis sieben Betten liegen in jedem Zimmer ohne Bettstellen auf der Erde, und darauf werden so viele Menschen gelegt, wie sich finden, und alles durcheinander. Jedes dieser Häuser ist ein Locus des Verbrechens und der Schauplatz von Handlungen, die die Menschlichkeit empören, und vielleicht ohne diese gewaltsame Zentralisation der Unsittlichkeit nie zur Ausführung gekommen wären. […] Die Kleidung der Arbeiter ist bei der ungeheuren Majorität in sehr schlechtem Zustande. […] Gewöhnlich hängen die Lumpen des Hemdes durch die Risse des Rocks oder der Hosen heraus. […] Wie mit der Kleidung, so mit der Nahrung. […] Der Abfall der Seifensiedereien wird mit anderen Stoffen vermischt und als Zucker verkauft, […] Pfeffer wird mit Staub von Hülsen verfälscht […], Gips und Kreide unter das Mehl gemischt.“ (zitiert nach Farner, S. 239) Das nach einer Zeichnung des französischen Malers und Grafikers Gustav Doré rekonstruierte Modell zeigt einen Londoner Slum, wo die vom Land in die Stadt gezogenen Arbeiter auf engstem Raum unter ärmlichen Umständen ihr Leben fristen mussten. aus: Christina Budde, Peter Cachola Schmal: Von der Urhütte zum Wolkenkratzer – Eine Geschichte der Architektur in 23 Modellen, Ausstellungskatalog DAM, Frankfurt am Main 2012 |
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