xmlui.dri2xhtml.METS-1.0.coveragespatial Khafajah, Irak
xmlui.dri2xhtml.METS-1.0.date um 2700 v. Christus
Terrassentempel in Khafajah
Dauerausstellung: Von der Urhütte zum Wolkenkratzer
Abstract:
Bereits gegen Ende der Jungsteinzeit hat sich in Mesopotamien eine hierarchisch gegliederte Gesellschaft ausgebildet. Die einzelnen Gesellschaftsschichten – Krieger, Beamte, Handwerker, Händler, Bauern und Sklaven – waren scharf gegeneinander abgegrenzt. An der Spitze dieser Gesellschaftspyramide standen die Tempelpriester, die vom jeweiligen Stadtgott „beauftragt“ waren, die Geschicke des Gemeinwesens zu lenken. Alle Bürger der Stadt, gleichgültig welchen Ranges, waren verpflichtet, ihre Aufgaben im Namen des Gottes wahrzunehmen und Abgaben zu tätigen. Saatkorn, Zugtiere, Geräte und Werkzeug wurden von den Priestern bereitgestellt, im Gegenzug überließen alle Bewohner der Stadt einen Teil ihrer Produkte dem Tempel. Die mesopotamische Stadt Khafājah erlebte als eines der Zentren sumerischer Stadtkultur ihre Blüte während der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. Sie lag an einem Nebenfluss des Tigris und gehörte zu jenen frühgeschichtlichen Großstädten des fruchtbaren Schwemmlandes zwischen Euphrat und Tigris, mit denen die Hochkulturen Mesopotamiens ihren Anfang nahmen. Mit diesen ersten urbanen Zentren der Menschheit entstand auch die herausgehobene, monumentale Architektur wie der im Zentrum der Stadt errichtete Tempel – der politische, religiöse und wirtschaftliche Mittelpunkt der Gemeinde. Mesopotamische Tempelarchitekturen haben eine lange und faszinierende Geschichte: Ihr Ursprung lag in den um ca. 5000 v. Chr. entstandenen winzigen Kapellen von knapp drei Quadratmetern Grundfläche. In einfacher Lehmziegelbauweise errichtet, zeigten diese bereits die Baumerkmale der Tempel späterer Zeit wie etwa die Altarnische mit dem kleinen Opfertisch gegenüber dem Eingang. Unter Beibehaltung dieser Grundelemente wurde in späterer Zeit das Heiligtum vergrößert und stilistisch fortentwickelt: Die Monotonie des Lehmziegelbaus wurde durch den Wechsel von Pfeilern und Nischen unterbrochen, später kam auch Skulpturenschmuck hinzu. Den Höhepunkt bildeten schließlich die gigantischen Zikkurate – künstliche Stufenberge mit Rampen und Treppen, auf denen ein Hochtempel der Gottheit stand. Da jeder Tempel auf den Ruinen seines Vorgängers errichtet wurde, erhoben sich die Nachfolgebauten auf erhöhten Plattformen und überragten die umgebenden Häuser. Die hier rekonstruierte Tempelanlage von Khafājah, von der nur noch Teile der Terrasse erhalten sind, stellt ein typisches Beispiel dieser Architekturform dar. Die Tempelanlage, die dem Mondgott Sin geweiht war, umgab eine ovale Außenmauer, die den heiligen Bezirk mit den zugehörigen Anlagen umschloss. Das rechteckige Heiligtum mit Altar, Opfertisch und dem Eingang bildete auch hier das Grundelement des Aufbaus. Hinzu kamen jedoch noch seitliche Kammern und Treppen, die zum Flachdach hinauf führen, sowie ein von weiteren Gebäuden umgebender Hof. Der im Zentrum errichtete Tempel überragt Khafājah als Stadtkrone. Er war das religiöse und politische Zentrum der Stadt. aus: Christina Budde, Peter Cachola Schmal: Von der Urhütte zum Wolkenkratzer – Eine Geschichte der Architektur in 23 Modellen, Ausstellungskatalog DAM, Frankfurt am Main 2012