Der elfgeschossige Hochhausriegel der Oberfinanzdirektion (OFD) von Hans Köhler ist einer der markantesten Verwaltungsbauten der Nachkriegszeit in Frankfurt am Main. Die strenge Lochfassade ist mit Keramikplatten in unterschiedlichen Erd- und Rottönen verkleidet. Aus Kostengründen wurden dafür Spaltplatten eines handelsüblichen Formats gewählt und von verschiedenen Herstellern preiswerte Fehlfarben-Bestände zusammengetragen. Das Präsentationsmodell entstand 1952/53, es stellt durch seine sorgfältige Detaillierung die Wirkung dieser Fassadengestaltung dar. Die vorspringenden Fenster treten hier allerdings weniger deutlich in Erscheinung als am realisierten Gebäude. Das Modell erweckt den Eindruck, als solle durch das Tarnmuster das strenge Raster der Fenster überspielt und statt der endlosen Reihung der Büros die Großform des Baukörpers hervorgehoben werden. Die rund dreitausend Farbfelder des Kartonmodells wurden mit Wasserfarben ausgemalt. Ebenfalls von Hand wurden das die Felder trennende Linienraster und die Rahmen der rund siebenhundertfünfzig aufgesetzten Fenster aus Kunststoffplättchen ausgeführt. Möglicherweise entstand das Modell für die von der Landesbauverwaltung im Oktober 1954 in Frankfurt veranstaltete Ausstellung neue staatsbauten in Hessen. Die gerade im Bau befindliche OFD dürfte darin eine besondere Rolle gespielt haben – als prominentes Beispiel und als zukünftiger Dienstsitz der obersten Planungsinstanz des Landes. Am Modell finden sich keine Hinweise auf eine Modellbaufirma; es ist durchaus möglich, dass es Köhlers Mitarbeiter ausführten. Ursprünglich wich das Modell in Details, beispielsweise der weißen Sockelzone, von der Bauausführung ab. Die Überarbeitung erfolgte vor 1960, vermutlich im direkten Zusammenhang mit der Planung für einen dreiteiligen Behördenkomplex auf dem Nachbargrundstück. (Michael Stöneberg) aus: Oliver Elser, Peter Cachola Schmal: Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie, Ausstellungskatalog DAM, Zürich 2012