Das detaillierte Modell – sogar Treppen stufen sind exakt ausgeführt – besteht aus einfachem Karton. Es ist vermutlich nicht die Arbeit eines professionellen Modellbauers, sondern wurde in Kahns Büro gefertigt. Löcher auf der Rückseite und die Rahmung mit Leisten legen nahe, dass das Modell zeitweilig wie ein Bild an der Wand hing. Die einfache Holzgrundplatte wurde durch Schleifen und Polieren der Oberseite veredelt. Die Überhöhung einfacher Materialien durch sorgfältige Bearbeitung ist auch bei den ausgeführten Bauten Kahns ein wichtiges Thema. Auffällig ist die Kulissenhaftigkeit des Modells. Die Außenwände sind nicht identisch mit den Innenwänden. Der dazwischen liegende Raum wird in Kahns Architektur auf verschiedene Weise genutzt, hier dient er vor allem als Pufferzone und Schutz vor der Sonne im heißen Klima Kaliforniens. Bei den Gebäudeteilen mit zylinderförmigen Außen- und rechteckigen Innenwänden sind diese Zwischenräume besonders gut erkennbar. Um den Brunnen entstehen solche Zonen innerhalb der umschließenden Mauern, die an einen Kreuzgang erinnern. Modelle spielten bei der Entwicklung des Salk Institute eine wichtige Rolle. Zwölf verschiedene Arbeits- und Präsentationsmodelle lassen sich nachweisen. Bei dem Modell aus der Sammlung des Deutschen Architekturmuseums handelt es sich um den Vorentwurf zu einem unrealisierten Teilkomplex des Forschungszentrums. Gebaut wurden 1959–65 jedoch lediglich die Laboratorien. Auffällig ist die collagenhafte Konzeption des Versammlungszentrums: Die wie gewachsen erscheinende Struktur aus Vortrags- und Speiseräumen, Ausstellungshalle und Bibliothek sollte offenbar im Kontrast stehen zum streng strukturierten symmetrischen Laboratoriumskomplex. (Adela Kutschke) aus: Oliver Elser, Peter Cachola Schmal: Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie, Ausstellungskatalog DAM, Zürich 2012