Der Künstler und Kunstkritiker Walter Jonas (1910–79) entwickelte ab dem Jahr 1960 eine städtebauliche Utopie, die er „Intrapolis“ nannte – die nach innen gewendete Stadt. Die Trichterhäuser sollten in Gruppen zu wenigstens drei Gebäuden errichtet werden und je weils etwa zweitausend Bewohner aufnehmen können. Das Modell der Intrapolis wurde von Heinrich Klotz 1982 erworben, im Rahmen der Ausstellung Vision der Moderne im Deutschen Architekturmuseum gezeigt und, das ist bemerkenswert, im begleitenden Katalog einer vernichtenden Kritik unterzogen. Doch so sehr auch die Vorstellung beklemmend ist, in einer Intrapolis zu leben, so zeigt das Modell auch einen humaneren Ansatz als andere „kleine Utopien“ der 1960er Jahre. Erst in der Nahansicht ist zu erkennen, dass im starren Gerüst des Trichters eine Vielzahl unterschiedlicher Wohneinbauten vorgesehen war. Die zu erwartende Kritik wird auf diese Weise bereits aufgenommen, dem Zwang des Rundbaus durch das Angebot maximaler Individualität entgegengesteuert. Im Unterschied zu den Kapselhausideen jener Zeit hat in der Intrapolis der Wunsch nach Gemeinschaft einen unübersehbaren Abdruck hinterlassen. Das Modell ist ein Ausdruck seiner Zeit, zeigt eine erstaunlich selbstreflexive Haltung und kann daher nicht lediglich als abschreckendes Beispiel einer naiv-technokratischen Stadtvision gesehen werden. aus: Oliver Elser, Peter Cachola Schmal: Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie, Ausstellungskatalog DAM, Zürich 2012