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Das an einen Vogelkäfig erinnernde Modell zeigt die unverhüllte Konstruktion des Wohnhauses, das der Architekt Bruce Goff für den Bauherren Al Struckus entwarf. Obwohl die Zylinderform des Modells den durchaus exzentrischen Entwurf sogar im nackten Zustand des reinen Konstruktionsskeletts bereits andeutet, handelt es sich im Grunde um ein gängiges Bausystem, das sogenannte „Platform framing“, das dem im amerikanischen Holz bau üblichen „Balloon-framing“ nahe verwandt ist. Nur wird es selten auf einen kreisförmig geschwungenen Grundriss angewandt, aus dem sich eine Reihe komplizierter Stellen ergeben, die im Modell studiert werden konnten. Das Modell zeigt den Zustand, bevor – im realen Gebäude – die stockwerkhohen Stützen mit quer oder schräg aufgenagelten Holzbrettern versteift werden. Die vermutlich erstmals 1989 in der Ausstellung Architektur des 20. Jahrhunderts im Deutschen Architekturmuseum angewandte Aufhängung des Modells macht es möglich, die separierten Etagen und die Deckenkonstruktionen aus pilzähnlich aufgefächerten Lamellen jeweils einzeln zu betrachten – die Modellsegmente entsprechen den einzelnen Bauphasen in der Realität. Der Urheber des Modells lässt sich heute nicht mehr ermitteln. Al Struckus begann mit dem Bau seines Wohnhauses erst nach Goffs Tod im August 1982. Wahrscheinlich ließ er das Modell zur Anschauung für die ausführenden Zimmerleute und zur Kalkulation der Materialkosten bauen. Um finanzielle Engpässe zu überbrücken, verkaufte er es schließlich 1987 zusammen mit den von Goff kolorierten Lichtpausen der Entwurfszeichnungen an einen Kunsthändler, welcher es wiederum dem Deutschen Architekturmuseum verkaufte. Bruce Goff lehnte Modelle als Entwurfsmedium sogar ausdrücklich ab und warnte vor der irreführenden „Modellitis“, womit er auf den „Miniaturboom“, also den rasant zunehmenden Gebrauch von Modellen seit etwa 1945, reagiert haben dürfte. Sein ehemaliger Mitarbeiter Bart Prince ist aber überzeugt, dass er gerade mit diesem Modell als echtem Hilfsmittel sicher einverstanden gewesen wäre. (Teresa Fankhänel) aus: Oliver Elser, Peter Cachola Schmal: Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie, Ausstellungskatalog DAM, Zürich 2012 |
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