Modell des Gesamtgebäudes (Conceptual, Structure House II)
Abstract:
Man stelle sich vor, die Plexiglaselemente dieses Modells wären nicht nur einigermaßen transparent, sondern vollständig durchsichtig, ja unsichtbar. nur frei im Raum schwebende Farbflächen blieben dann bestehen, das Modell würde einer abstrakten Zeichnung gleichen, die nicht zufällig an Kunstwerke von Theo van Doesburg und der De-Stijl-Gruppe aus den 1920er Jahren erinnerte. Weder die konkrete Form, die Konstruktion und noch weniger die Funktion des Gebäudes wären hier ablesbar. Das Modell entstand jedoch im Zusammenhang mit einem konkreten und tatsächlich gebauten Einfamilienhaus, das Peter Eisenman in Hardwick im US-Bundesstaat Vermont errichtete. Der Architekt beschäftigte sich damals intensiv mit dem Erbe der Klassischen Moderne. Die einfachen prototypenhaften Entwürfe Le Corbusiers, wie beispielsweise dessen „System Domino“, verwandelt Eisenman in ein hochkomplexes Labyrinth, das weder im Medium der Zeichnung noch des Modells wirklich anschaulich ist. Stattdessen vermittelt das Modell eine Ahnung davon, wie kompliziert das Verfahren der Formerzeugung ist, das Eisenman sich und seinen Bauherren auferlegt. Die gebaute Umsetzung ist daher auch eher ein Modell im Maßstab 1:1 als ein tatsächlich bewohnbares Haus. Eisenman selbst spricht von seinen Cardboard Houses: Sie wirken wie stark vergrößerte Architekturmodelle aus Karton. Der Betrachter des Modells kann das Gewirr von Flächen und Farben ordnen, indem er seinen Standpunkt verändert: im Blick direkt von oben auf das Modell offenbaren sich nur die gelben und roten Elemente – sie lassen die Strukturen des Grundrisses erkennen. in der Ansicht von der Seite hingegen sind nur die blau umrahmten Flächen sichtbar, die alle nichttragenden Wandscheiben darstellen. Auf Initiative von Peter Eisenman entstand im Jahr 1976 die Ausstellung idea as Model, in der erstmals Architekturmodelle als eigenständige künstlerische Arbeiten ausgestellt wurden. Das für dieses Vorhaben ideal geeignete Modell des House ii wurde dort ebenfalls präsentiert. Das baugleiche DAM-Modell entstand erst 1977 als Edition mit drei Exemplaren und wurde im Jahr 1980 für 3000 DM für die Museumssammlung erworben. (Franziska Stein) aus: Oliver Elser, Peter Cachola Schmal: Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie, Ausstellungskatalog DAM, Zürich 2012