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Wüsste man nicht, dass es sich um den Entwurf für eine Wohnanlage handelt, könnte man die Stapel aus 57 Kunststoffelementen auch für eine abstrakte Skulptur oder ein Spielzeug halten. Bemerkenswert ist die Reduzierung des Bausystems auf nur eine einzige Form. Wolfgang Döring hatte bereits zuvor mit vorgefertigten Bauteilen experimentiert, die auf der Baustelle schnell und simpel montiert werden konnten. Mit den Kapselhäusern entwickelte er das Prinzip der Vorfabrikation in aller Konsequenz fort, da diese keine weiteren Stützkonstruktionen mehr benötigen. Ähnlich wie beim Bausystem des Mero-Knotens können sie an allen Seiten miteinander verbunden werden. Entwurfszeichnungen zeigen, dass mit dem Kapselsystem eine serielle Wohnsiedlung in Solingen-Caspersbroich geplant war. Jedes Modul sollte eine Kantenlänge von drei Metern haben. Da die Würfel leicht zu transportieren sein sollten, war auch der Einsatz in Entwicklungsländern vorgesehen. Anhand der Pläne, nicht aber im Modell, ist zu erkennen, dass die vertikale Erschließung über Wendeltreppen gedacht war. Auf zeitgenössischen Fotos verwendete der Architekt mitunter Miniaturautos, um den Maßstab der Wohnmodule deutlich zu machen. Der Verzicht auf Vergleichsobjekte beim Modell aus der Sammlung des Deutschen Architekturmuseums könnte damit zusammenhängen, dass serielle Strukturen damals, beispielsweise in der Minimal Art, von hohem ästhetischen Reiz waren. Miniaturautos hätten den universellen Anspruch und die gestalterische Kompromisslosigkeit wohl nur gestört. Die wie ein Steckspiel immer wieder um- und ausbaufähigen Strukturen sind vergleichbar mit den Visionen der japanischen Metabolisten, der Gruppe Archigram oder der Metastadt von Richard J. Dietrich. (Markus Michel) aus: Oliver Elser, Peter Cachola Schmal: Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie, Ausstellungskatalog DAM, Zürich 2012 |
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